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Markt Rieden: Ein Freibad aus den 1970ern erstrahlt in neuem Glanz

Im ostbayerischen Markt Rieden spielt das Freibad als Treffpunkt für Menschen aller Generationen und unterschiedlicher Herkunft eine zentrale Rolle für das Miteinander in der Kommune und stellt einen Besuchermagnet in der Region dar. Das Bad wurde wie viele andere in den 1960er oder 1970er Jahren erbaute Freibäder nie grundlegend saniert und war daher technisch veraltet. Die Sanierungsmaßnahmen waren nötig geworden, um es wieder auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen und den Standort weiter attraktiv zu halten. Nach intensiven und zeitaufwendigen Planungen, Variantenbetrachtungen, Abstimmungen und der notwendigen Mittelbeschaffung konnten die Pläne zur ökologischen und nachhaltigen Sanierung sowie zur barrierefreien Umgestaltung mit Unterstützung durch das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ erfolgreich umgesetzt werden.

Leaflet | Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA, Imagery © Mapbox

Nachhaltiges Bauen

Schwimmbadanlage

Barrierefreiheit

Genau betrachtet: Ökologisch und ökonomisch gedacht, geplant und gebaut

Die Ausgangslage: Ein Freibad aus den 1970ern mit Sanierungsbedarf

Das Freibad in Markt Rieden stellte ein für viele Kommunen typisches Beispiel eines in die Jahre gekommenen Bades in einer kleinen Gemeinde dar, das mit Problemen bei der Betriebsgenehmigung wegen Nichterfüllung der Vorschriften, hohem Aufwand bei Reparaturen und hohen Kosten für den laufenden Betrieb zu kämpfen hatte. Um seiner Funktion als attraktiver Besuchermagnet mitten im Vilstal weiterhin gerecht zu werden, wurde eine Komplettsanierung mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und die Reduzierung der Betriebskosten angestrebt. Das Hauptaugenmerk bei der Sanierung zum Erhalt der Einrichtung lag unter anderem auf der (Um)Nutzung bestehender Infrastruktur, der Modernisierung der Badewassertechnik und der Schaffung von Barrierefreiheit im gesamten Bad. Mit der Förderung aus dem Bundesprogramm Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur konnte der langgehegte Plan schließlich umgesetzt werden.

 

Die einzelnen Maßnahmen im Überblick

Im Zuge der Sanierung wurde die Beheizung der Becken komplett neu konzipiert. Dazu wurde eine Wärmepumpe verbaut, deren Stromversorgung teilweise durch die Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Wirtschaftsräume und der Umkleidegebäude gespeist wird. Zwar muss in Spitzenlastzeiten noch Strom dazugekauft werden, der Eigenstromverbrauch liegt aber trotzdem bei beachtlichen 90 Prozent. Um die Energieeffizienz zusätzlich zu steigern, wurde die auf dem benachbarten Campingplatz befindliche Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromnutzung in das System eingebunden.

Im Sinne der Nachhaltigkeit wird das Überschwallwasser jetzt komplett wiederverwendet. Die Becken, Beckenumgänge und Rinnen des Schwimmbades wurden im Zuge der Erneuerung so gestaltet, dass das Überschwallwasser nun vollständig in die Aufbereitung rückgeführt und nach einer Filterung wieder in den Badewasserkreislauf eingespeist wird. Dies reduziert den Wasserverbrauch erheblich.

Ein weiterer Fokus der Komplettsanierung lag auf der detaillierten Ausführung der Beckenumgestaltung. Die bisherigen Fliesenbeläge und Beckenköpfe, ein weiteres klassisches Merkmal eines Bades aus den 1970ern, wichen pflegeleichteren Edelstahlbecken. So wurde langfristig auch ein Sicherheitsrisiko behoben, da die 50 Jahre alten Fliesen teilweise zu Bruch gegangen waren und an den scharfen Kanten eine erhebliche Verletzungsgefahr bestand. Im gleichen Zuge erfolgte der Rückbau des Springerbeckens, welches in einen Kleinkind-/Planschbereich im Badeareal umgewandelt wurde. Weiterhin wurde die Zuströmung für das Badewasser an die geltenden rechtlichen Normen angepasst und auf den aktuellen Stand der Anforderungen gebracht. Mit den neuen Edelstahlbecken wird sich der Wartungsaufwand deutlich reduzieren.

Die bisherige Badewassertechnik stammte ebenfalls noch aus den 1970er Jahren. Sie wurde im Rahmen der Sanierung außer Betrieb genommen und durch moderne Technik ersetzt. Aus statischen Gründen wurde hierfür ein ungeplantes Zwischengebäude nötig, dessen Dach nun als Sonnenterrasse dient. Dadurch finden sich Heizung, Wasseraufbereitung, Filterung und Chlorung jetzt an zentraler Stelle innerhalb des Geländes wieder.

Ein Ziel der Sanierung lag auf der Reduzierung der Wasserflächen und der Wassermengen für den Badbetrieb. Auf das ehemalige Springerbecken wurde durch die Aufbringung eines Betondeckels ein darunterliegender Raum geschaffen, in dem die Schwallwasserbehälter und die dazugehörige Technik stehen. Ein weiterer positiver Aspekt war, dass durch den Wegfall des Springerbeckens der Kleinkindbereich in Form eines Planschbeckens an eben dieser Stelle besser in die Badelandschaft integriert werden konnte. So wurde auch die Möglichkeit geschaffen, die Liegeflächen zu erweitern und die Badeaufsicht zu vereinfachen.

Nicht nur der Zugang zum Gelände, sondern auch der zu den Becken ist nach der Sanierung für Menschen mit Einschränkungen barrierefrei erreichbar. Dies umfasst beispielsweise die Beckenumgänge und -einstiege (durch Einbau eines Lifters), Behinderten-Parkplätze, den Verbau von Rampen auf dem gesamten Areal sowie behindertengerechte Toiletten, Duschen und Umkleiden.

Das Ergebnis: Ein Besuchermagnet am Puls der Zeit

Von der „größten Baustelle im südlichen Landkreis Amberg-Sulzbach“ zum „neuen Riedener Freibadmärchen“ hieß es von den Verantwortlichen bei der feierlichen Wiedereröffnung im Sommer 2022. Seit dem Abschluss der Sanierungsmaßnahmen befindet sich das Riedener Freibad wieder auf dem aktuellen Stand der Technik und wird seiner Funktion als Ort der Begegnung für alle Generationen und Bevölkerungsschichten in der Kommune wieder gerecht. Die energetische Sanierung trägt zur Erreichung der Klimaschutzziele bei und durch die Maßnahmen zur Barrierefreiheit ist das Bad nun wieder für alle Nutzergruppen zugänglich. Für die Kommune wird das Freibad auf lange Sicht eine lohnende Investition sein: Schon im ersten Jahr nach der Wiederinbetriebnahme freute man sich über gesunkene Betriebskosten und einen Besuchenden-Rekord.

Erfahrungsberichte aus Markt Rieden und Tipps für Nachahmer*

  • Fokus auf nachhaltige Planung in allen Aspekten: Im Rahmen der Sanierung wurde großer Wert auf die Beständigkeit und Haltbarkeit der eingesetzten Materialien gelegt. So ist die Edelstahlverkleidung zwar eine kostspieligere Variante der Beckenverkleidung, allerdings wird so möglichen, später auftretenden Reparaturkosten, wie beispielsweise aufgrund von Schäden an den Beckenfliesen vorgebeugt. Auch sind die Vorrüstzeiten bei der Wiederinbetriebnahme des Bades nach der Winterpause wesentlich verkürzt worden, da Edelstahlbecken einfacher und schneller zu pflegen sind. Daraus ergeben sich zudem jährliche Kosteneinsparungen bei den Vorbereitungsarbeiten.
     
  • Nachhaltige Finanzplanung zahlt sich langfristig aus: Nach der Wiedereröffnung des Bades haben sich die laufenden Betriebskosten im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verringert und bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme gab es einen Besuchendenrekord, der für zusätzliche Einnahmen sorgte. Damit können Kostensteigerungen im Rahmen des Projekts perspektivisch wieder ausgeglichen werden.

„Am wichtigsten sind eine gute Vorplanung, viel Geduld und Durchhaltevermögen und sich durch Rückschläge nicht aus dem Konzept bringen lassen.“
Erwin Geitner, 1. Bürgermeister Markt Rieden

  • Umgang mit Mehrkosten: Die ursprünglich berechneten Investitionskosten aus der Grobkostenplanung, welche für die Einreichung des Förderantrags maßgeblich waren, konnten aufgrund diverser Faktoren nicht gehalten werden. Eine Erhöhung des Anteils der Fördermittel im Rahmen des Bundesprogramms war jedoch von Anfang an ausgeschlossen. Die für die Sanierung notwendigen Eigenmittel mussten daher im Rahmen des regulären Haushalts aufgebracht werden, welche als Darlehen über den Kapitalmarkt aufgenommen werden mussten. Der Nachteil dieser notwendigen Eigenmittelaufstockung ist eine langfristige Bindung von Aufwendungen im Haushalt; die Rückführung der Finanzierung schränkt den finanziellen Spielraum für andere Projekte in der Kommune ein. Diese Punkte gilt es im Vorfeld gut zu durchdenken und abzuwägen.
     
  • Transparenz bei Entscheidungen: Ein Sanierungsprojekt dieser Größe bringt in vielen Fällen auch Herausforderungen mit sich. In Markt Rieden führte beispielweise der geplante Rückbau des Springerbeckens zu intensiven Diskussionen. Der Marktrat kommunizierte die Entscheidungen für den Wegfall durchgehend transparent in öffentlichen Sitzungen und legte die Gründe, wie die deutliche Kostensenkung sowie die Reduzierung der Unfallgefahr und der Aufsichtspflicht, für die Bevölkerung schlüssig dar, um Kritik proaktiv vorzubeugen bzw. ihr entgegenzutreten.
     
  • Mut zur Lücke / Bewusst Abstriche machen: Wie bei vielen Projekten konnten auch in Markt Rieden nicht alle wünschenswerten Maßnahmen aufgrund des Kostendrucks umgesetzt werden. Die Erreichung des Gesamtziels eines nachhaltig sanierten Freibades hatte oberste Priorität, weshalb an der einen oder anderen Stelle auch bewusst Abstriche, beispielsweise bei der Anzahl der Duschen und Schattenplätze durch natürlichen Bewuchs, in Kauf genommen wurden. Die für mehr Schattenplätze erforderliche Pflanzung von Bäumen wird nun schrittweise umgesetzt.

"Der besondere Meilenstein war erstens die Zusage vom Ministerium für die Bezuschussung unseres Bades und zweitens die Zusage zum Maßnahmenbeginn."
Erwin Geitner, 1. Bürgermeister Markt Rieden

  • Personelle und zeitliche Kapazitäten: Für die Realisierung der Sanierung des Bades in Markt Rieden waren erhebliche personelle Kapazitäten erforderlich. Wie vermutlich in vielen kleineren Gemeindeverwaltungen, war es organisatorisch nicht machbar, eine Person komplett für diesen Prozess anzustellen. Die hauptsächliche Arbeit lag in diesem Projekt beim Kopf der Verwaltung, sprich dem Bürgermeister Erwin Geitner. Wichtige Punkte im Prozess sind außerdem die Erfüllung der bürokratischen Auflagen und die Erkenntnis, dass man alten Plänen nur bedingt Glauben schenken kann bzw. diese oft nicht mehr den heute geltenden Standards entsprechen. Von der Genehmigung bis zur Fertigstellung vergingen vom Start am Jahresende 2019 bis zum Sommer 2022 rund zweieinhalb Jahre, nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie.  
  • Kontakt zur Kommune: Wenn auch Ihre Kommune die Sanierung eines Freibads plant, können Sie sich gerne für einen Erfahrungsaustausch an den Hauptverantwortlichen in Markt Rieden wenden: Erwin Geitner, 1. Bürgermeister, Tel.:09624 9202 12 / erwin.geitner@rieden.com

*Die Informationen stammen aus einem im Juni 2024 geführten Interview mit Erwin Geitner, dem Bürgermeister von Markt Rieden.